Bioobstring Reise – zwei unterschiedliche Welten

In diesem Jahr entschied sich der Bio-Obstbauring Ostschweiz, eine Weiterbildungsreise in der Schweiz durchzuführen. Bei hochsommerlichen Temperaturen besuchte die Gruppe am 14. August zwei Betriebe im Kanton Zürich
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Der erste Halt führte zu Wildbeeren Räss in Benken.

Simon Räss begrüsste die Teilnehmenden mit einer originellen Präsentation und einem reichhaltigen Znüni. Er erzählte, wie er und sein Bruder Christoph den elterlichen Betrieb, einst spezialisiert auf Kartoffelanbau und Rinderhaltung, in einen modernen Bio-Beerenbetrieb mit 50 Hektar Fläche umgewandelt haben. Inspiration für die Weiterentwicklung sammelten die Brüder auf zahlreichen Auslandsreisen, deren Eindrücke Simon anhand Bilder präsentierte. Immer wieder flossen zudem strategische Überlegungen aus seiner HSG-Abschlussarbeit ein. Neben Erfolgen schilderte er auch Herausforderungen der vergangenen zehn Jahre, eine davon sei die Unterbringung der zahlreichen Saisonarbeitskräfte. Nach der Präsentation machten sich die 22 Teilnehmenden auf einen Rundgang. Um nicht alles zu Fuss gehen zu müssen, chauffierte Hans Räss (Vater von Simon und Christoph) die Gruppe mit einem Anhänger durch die Anlage. Zunächst besichtigte man eine junge Gala-Apfelanlage unter Regendach. Die bald pflückreifen Früchte wirkten verlockend. Simon wies darauf hin, dass das schützende Dach, zwar wirksam gegen Pilzkrankheiten wie Schorf sei, in diesem Jahr aber ein starker Blutlausbefall auftrat. Anschliessend ging es zu einer Heidelbeeranlage unter Foliendach. Die Abdeckung ermöglicht eine um rund einen Monat frühere Ernte und damit einen raschen Start in die Verkaufssaison. Neu bauen sie Long Cane-Himbeeren an, deren Jungpflanzen an andere Bio-Betriebe verkauft werden. Ergänzend zu ihrem breiten Beerensortiment bauen die Räss-Brüder bzw. Vater Hans auch Piwi-Reben an, die an zwei nahegelegene Keltereien zur Weinherstellung gehen. Eine dieser Rebflächen gehörte ebenfalls zum Rundgangsprogramm.

Nach einem gemütlichen Mittagessen führte die Reise weiter zum Biohof Fondli in Dietikon.

Unter einem schattenspendenden Eichenbaum stellte Mitbegründerin Tina Siegenthaler das Konzept des Hofes vor. Seit 2021 wird der 20 Hektar grosse Biohof vollständig nach den Prinzipien der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) bewirtschaftet. Als einer der ersten Betriebe in der Schweiz. Die Idee dahinter: Landwirte und Konsumenten arbeiten eng zusammen. Die Mitglieder zahlen zu Beginn des Jahres einen festen Betrag, der die gesamten Produktionskosten deckt, und erhalten als Gegenleistung wöchentlich einen Anteil der Ernte. Im Vollabo enthalten sind: Getreide (Weizen, Dinkel, Hirse), Obst (verschiedene Apfel-, Birnen- und Zwetschgensorten), Sonnenblumenöl, Leinsamen, Rindfleisch und Gemüse. Zudem können Tofu, Eier, Pasta und Brot zugekauft werden. Die Mitglieder können sich aktiv an Planung und Entscheidungen beteiligen. Zusätzlich leisten sie pro Jahr an fünf halben Arbeitstagen praktische Mithilfe; dafür steht ein Online-Arbeitskalender bereit. Derzeit zählt der Hof rund 600 Mitglieder. Während des Austauschs hatten die Teilnehmenden viele Fragen zu dieser für sie neuen Form der landwirtschaftlichen Produktion. Beim anschliessenden Hofrundgang standen vor allem Obst- und Gemüsekulturen im Fokus. Erstaunt stellte ein Teilnehmer fest, dass die Hühner teilweise bis kurz vor der Ernte in den Obstanlagen lebten. Das Hagelschutznetz schützt die Legehennen vor Fressfeinden. Nach einem lehrreichen Tag trat die Gruppe gemeinsam die Rückreise mit dem Bus an.

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